Politik trifft Praxis: Bundestagsabgeordnete schnuppern Gartenbau-Luft

NRW-Gartenbaubetriebe diskutieren mit Politik über Fachkräftemangel, Bürokratie und steigenden Energiekosten

 

Wie geht es nach der Bundestagswahl für den Gartenbau weiter? Welche politischen Rahmenbedingungen braucht es, um die Branche zu stärken? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Reihe von Betriebsbesichtigungen, zu denen der Landesverband Gartenbau NRW (LVG NRW) im Vorfeld der Bundestagswahl die Bundestagsabgeordneten eingeladen hatte. Politiker verschiedener Parteien besuchten Gartenbaubetriebe in ganz NRW – von Bad Salzuflen bis Niederkassel – um sich vor Ort über die aktuellen Herausforderungen zu informieren.

Wirtschaftskraft mit gesellschaftlicher Verantwortung unter Druck

„Unsere Betriebe sind tief in den Regionen verwurzelt. Sie liefern nicht nur frische Lebensmittel, blühende Pflanzen und klimawirksames Stadtgrün. Zudem tragen sie zur gesunden Ernährung mit hochwertigem Obst und Gemüse bei, schaffen Arbeitsplätze und engagieren sich vor Ort – sei es durch die Unterstützung von Schulen und Berufsorientierungsprojekten oder durch ihren Beitrag zu Gartenschauen. Mit ihrem gesellschaftlichen Engagement leisten sie einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwohl“, betont die Verbandspräsidentin Eva Kähler-Theuerkauf.

 „Doch die aktuellen Rahmenbedingungen erschweren es vielen Unternehmen, wirtschaftlich zu arbeiten und langfristig zu planen. Steigende Energiekosten, bürokratische Hürden, der Mangel an Arbeits- und Fachkräften und praxisferne Pflanzenschutzmittelvorgaben setzen die Betriebe massiv unter Druck. Wir wollten den politischen Entscheidungsträgern zeigen, was das konkret bedeutet – direkt dort, wo tagtäglich produziert, kultiviert und gearbeitet wird.“

Rahmenbedingungen bremsen den Gartenbau

Während der Besuche wurden die zentralen Themen der Branche intensiv diskutiert: die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, der Zugang zu bezahlbarer Energie, eine verlässliche Wasserversorgung, praktikable Pflanzenschutzmittellösungen und der Abbau bürokratischer Belastungen. Viele Betriebsinhaber schilderten eindrücklich, wie diese Faktoren sie in ihrer Arbeit behindern und ihre wirtschaftliche Existenz beeinträchtigen. Von der Politik wünschen sie sich konkrete Unterstützung statt zusätzlicher Auflagen.

Steigende Energiekosten bedrohen Betriebe

Besonders alarmierend war die Diskussion um die Energiepreise, die vielen Betrieben große Sorgen bereiten. Vor allem Unternehmen mit Produktion unter Glas und temperatursensiblen Kulturen fürchten massive Preissteigerungen für Strom und Wärme. Denn ab 2027 unterliegen fossile Brennstoffe, die im deutschen Gartenbau eingesetzt werden – anders als in benachbarten EU-Staaten – CO2-Preisen im freien Markt. Das führt für Deutschland zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen.

Politik zeigt sich gesprächsbereit

Die teilnehmenden Abgeordneten zeigten sich offen für die Anliegen der Branche und signalisierten Gesprächsbereitschaft. Doch aus Sicht des LVG NRW darf es nicht bei wohlwollenden Worten bleiben. „Unsere Betriebe brauchen endlich klare, planbare und praxistaugliche politische Rahmenbedingungen“, so Kähler-Theuerkauf. „Wir hoffen, dass die Erkenntnisse aus diesen Betriebsbesichtigungen nach der Bundestagswahl in politische Entscheidungen einfließen – zum Wohle des Mittelstands, seiner Beschäftigten und der Verbraucherinnen und Verbraucher.“

Bereits im vergangenen Jahr hatte ein breiter Querschnitt aus Praxis, Branchenorganisationen, Verbänden und Wissenschaft das „Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau“ erarbeitet. Darin werden Herausforderungen für die gärtnerische Branche aufgeführt sowie prioritäre und flankierende Maßnahmen skizziert, die dabei helfen sollen, die Zukunft der gärtnerischen Betriebe abzusichern.

Folgende Abgeordnete und Kandidaten haben wir in unseren Mitgliedsbetrieben begrüßt:

Sanae Abdi MdB (SPD) – Gartenbau Schlimgen, Köln

Bärbel Bas MdB (SPD) – Baumschule Moldenhauer, Duisburg

Bijan Djir-Sarai MdB (FDP) – Rosenhof Odendahl, Neuss

Otto Fricke MdB (FDP) – Gärtnerei Kronenberg, Krefeld

Serap Güler MdB (CDU) – Friedhofsgärtnerei Zillken, Köln

Sebastian Hartmann MdB (SPD) – Werner und Werner Gartenbau, Niederkassel

Katrin Helling-Plahr MdB (FDP) – Blumen + Gärtnerei Fisseler, Hagen

Dr. Martin Plum MdB (CDU) – Baumschule Baum & Bonheur (Politikerpraktikum BdB e.V.)

Thomas Jarzombek MdB (CDU) – Blumengroßmarkt, Düsseldorf

Nicklas Kappe (CDU) – Rump Gartenbau, Dorsten

Dr. Günter Krings MdB (CDU) – Gartenbau Achim Holzem, Mönchengladbach

Dr. Ophelia Nick MdB (GRÜNE) – Gärtnerei Vößing, Heiligenhaus

Kerstin Radomski MdB (CDU) – Herbert Schneider Gartenbau, Moers

Daniel Rinkert MdB (SPD) – Degenhardt Blumenzwiebeln, Neuss

Kerstin Vieregge MdB (CDU) – Armin Plaß Gemüsebau, Bad Salzuflen

Eine Bildergalerie finden Sie auf unserer Homepage. Bei Bedarf senden wir Ihnen gerne Fotomaterial zu.


Der Gartenbau in Nordrhein-Westfalen

Der nordrhein-westfälische Gartenbau erwirtschaftet einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro im Jahr. Auf rund 36.000 Hektar produzieren rund 18.000 Beschäftigte in über 3.000 Betrieben Blumen und Pflanzen. Damit ist NRW Gartenbauland Nr. 1 in Deutschland. Mehr als ein Drittel aller in Deutschland produzierten Blumen und Pflanzen kommt aus Nordrhein-Westfalen.

Neben der Produktion spielt auch der Handel eine bedeutende Rolle: Rund 5.000 gärtnerische Einzelhandelsbetriebe versorgen die Bevölkerung mit hochwertigen Produkten. Zudem erstrecken sich in NRW rund 3.200 Hektar Baumschulen, die Gehölze für den privaten und öffentlichen Bereich heranziehen. Auf rund 2.600 Friedhöfen in NRW sorgen Friedhofsgärtner für eine würdevolle und nachhaltige Grabgestaltung.

Der Landesverband Gartenbau Nordrhein-Westfalen e. V. bündelt insgesamt über 1.700 Mitglieder aus den Bereichen Blumen- und Zierpflanzenbau, Einzelhandelsgärtnerei und Gartencenter, Friedhofsgärtnerei, Baumschulen, Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, Gemüsebau, Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger.

www.gartenbaunrw.de