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Mit aktuell 500.000 Besuchern wird die Landesgartenschau in Höxter sehr gut angenommen. Welche Faktoren haben Ihre Ansicht nach zu diesem Erfolg geführt?

Jan Sommer: Nicht zuletzt wegen der Auswirkungen der Pandemie scheinen viele Menschen die Liebe zur Natur entdeckt zu haben.

Gartenschauen sind heute beliebte Reiseziele, welche aufgrund familienfreundlicher Gestaltung immer stärker auch jüngere Besucher locken. Das wir mit der Gartenschau in Höxter alle Erwartungen übertreffen konnten, hat sicher viele Gründe. Einige jedoch kann man im Besonderen nennen.

Das durch die Arbeit der LAGL (Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege) Wissen und Erfahrung von Gartenschau zu Gartenschau transferiert werden oder das durch den Wechsel in der Geschäftsführung neue Wege gegangen und frische Konzepte möglich wurden ist für die Transformation von Gartenschauen in NRW elementar. In der jeweiligen Region jedoch ist ein gutes Netzwerk mit starken Partnern aus Wirtschaft, Verwaltung und der Gesellschaft entscheidend. Erst mit den aktiven Menschen und Institutionen wird eine Gartenschau zur Herzensangelegenheit und Identifikation schafft Reichweite. Durch Veranstaltungen mit Strahlkraft wie dem NRW Radtag, mit vegetativen Highlights wie dem Remtergarten oder dem Lavendelfeld und Innovationen wie der AGRI-PV-H2O Anlage konnten wir darüber hinaus mediale Aufmerksamkeit erlangen. Gartenschauen in NRW zeichnen sich darüber hinaus durch ein besonders gutes Gruppenreiseangebot aus.

Claudia Koch: Der Erfolg hat viele Gesichter im wahrsten Sinne des Wortes. Unzählige fleißige, ehrenamtliche Hände, ein hochmotiviertes Team und eine flexible Stadtverwaltung sind ein wesentlicher Baustein für das sehr vielfältige und unvergleichbare Angebot der Landesgartenschau Höxter, die mit ihrer einzigartigen Naturkulisse bei den Besuchern punktet. Schloss und Welterbe faszinieren die Menschen und ziehen sie in Ihren Bann. Die Flusslandschaft der Weser rahmt die Gartenschaubeiträge und schafft eine wundervolle Kulisse, die sofort Urlaubsfeeling und Glücksgefühle bei den Besuchern aufkommen lässt. Bei uns ist es eben einfach schön!

Wie haben Sie die lokale Gemeinschaft und Unternehmen in die Planung und bei der Durchführung der Landesgartenschau miteinbezogen?

Jan Sommer: Eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft ist für den Erfolg einer Gartenschau unabdingbar. Um Identifikation zu schaffen sind Bürgerbeteiligung und, dort wo es geht, Transparenz entscheidend. In Höxter haben wir das geschafft, indem wir zum Beispiel die Entscheidungen über die Auswahl des Gartenschau-Songs, des Maskottchens oder der Möblierung der Parkteile den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Höxter überlassen haben. Außerdem konnte man sich während der Bauphase bei sehr regelmäßigen Führungen über den Fortgang der Arbeiten oder bei sogenannten Countdown-Veranstaltungen und an Infoständen über Gartenschauinhalte informieren. Jedem der möchte bieten wir außerdem die passende Bühne. Sei es über die Vermittlung von Wissen im Bunten Klassenzimmer NRW, wo wir gemeinsam über unsere Zukunft auf dem Planeten Erde nachdenken, der Präsentation von Kunst, Musik und anderen Leidenschaften auf der Expertbühne, wo wir ausreichend Veranstaltungstechnik vorhalten oder den fachlichen Austausch in einem der Ausstellungsbeiträge auf unserem mehr als 30 Hektar großen Gelände an Altstadt und Weser.

Anlässlich der Landesgartenschau in Höxter wurde auch im privaten und geschäftlichen Sektor umfangreich investiert. Gartenschauen kurbeln immer die lokale und regionale Wirtschaft an. Sehr deutlich spürt man das dieser Tage in der Innenstadt Höxters. Hier floriert der Einzelhandel, sind Hotels ausgebucht, erfreut sich die Gastronomie an bedeutend gestiegenen Umsätzen. Darüber hinaus gingen die allermeisten Ausschreibungen und Aufträge der Landesgartenschau an Unternehmen in der Region.

Claudia Koch:  Wir haben von Anfang an sehr viel Wert auf eine umfassende und transparente Projektkommunikation gelegt. Es gab einen bunten Strauß an Informationsangeboten von klassischen Vorträgen, Workshops über Votings und Erklärvideos auf YouTube um sich mit dem Projekt auseinanderzusetzen und aktiv einzubringen. Die sehr frühe Gründung des Fördervereins war ebenfalls eine große Stütze und ein sehr wertvoller Beitrag für die Kommunikation und Animation mitzuarbeiten. Der sehr aktive Förderverein mit heute fast 1.000 Mitgliedern war und ist ein guter Anlaufpunkt, für Einzelne und Unternehmen sich aktiv einzubringen und zu informieren. Dieses Maßnahmenbündel hat dazu geführt, dass die Menschen sich mit dem Projekt sehr stark identifiziert und es schließlich zu ihrem Projekt gemacht haben.

Wie sehen Sie die langfristigen Auswirkungen der Landesgartenschau auf die Region?

Jan Sommer: Wie bei vergangenen Gartenschauen wird man die Auswirkungen dieses Sommermärchens auch in Höxter noch viele Jahre spüren können. Zum einen wurde der Gesellschaftliche Zusammenhalt nachhaltig gestärkt. Vor allem aber empfiehlt sich die Region als touristisches Reiseziel. Ich bin mir sicher, dass sich viele beim Besuch der Gartenschau über die touristischen Highlights OWLs informiert und die wunderbare Landschaft des Weserberglands kennengelernt haben. Sicher werden einige wiederkommen oder ihren Bekannten davon berichten. Durch die Durchführung der Gartenschau und die damit einhergehenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Effekte werden Höxter und die Region auch als Wohnorte beliebter. Bevölkerungszuwachs und gestärkter Tourismus werden der ohnehin sehr schönen Gegend auf viele Jahre guttun.

Claudia Koch: Für die Stadt Höxter und die Region Weserbergland ist die Landesgartenschau wie ein Sechser im Lotto. Es wurden lang ersehnte Stadtentwicklungsziele in die Realität umgesetzt, wie ein neugestalteter Bahnhofsvorplatz, der den Anforderungen an einen modernen Mobilitätsknotenpunkt mit Aufenthaltsqualität gerecht wird. Auch die neue Weserpromenade mit urbanem Flair, der prachtvoll bepflanzte Remtergarten als neuer Baustein in der Klosterregion und entlang der Klostergartenroute und nicht zu vergessen die Entstehung eines archäologischen Parks der Stadtwüstung Corvey als neues touristisches Highlight in der Region. Alles Investitionen für eine erfolgreiche touristische Zukunft und hohen Besucherzahlen in den Folgejahren nach der Landesgartenschau. Die zahlreichen überregionalen Berichterstattungen haben des Weiteren dazu beigetragen, dass Höxter deutschlandweit und darüber hinaus bekannt geworden ist. Etwa ein Drittel der Übernachtungsgäste sind das erste Mal anlässlich der Gartenschau in unsere Stadt gekommen und hat sie lieben gelernt, denn gut die Hälfte ist so begeistert, dass sie bekunden nochmal wiederkommen zu wollen. Das ist ein wahnsinniger Erfolg, der alle Erwartungen deutlich übertrifft.

Welche Tipps haben Sie für die zukünftigen ausrichtenden Städte und Kommunen von Landesgartenschauen?  

Jan Sommer: Die Durchführung einer Landesgartenschau ist ein unvergleichbar geeignetes Instrument der Stadtentwicklung. Städte und Kommunen, die sich entwickeln wollen, sollten unbedingt eine Potentialanalyse zur Durchführung einer Landesgartenschau anstreben. In dem Wissen, dass bereits diese Entscheidung aufgrund knapper Kassen schwerfällt, konnte ein Förderprogramm beim Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen entwickelt werden. Interessierte Städte und Kommunen erhalten dazu bei der LAGL (Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege) Auskunft. Bei der Durchführung einer Gartenschau empfiehlt es sich dann, viele Gespräche mit möglichen Partnern in der Region zu führen. Erfolgreiche Unternehmen können als Sponsoren und Unterstützer der Sache, Vereine, Verbände und andere Institutionen für die Schaffung wertvoller Inhalte gewonnen werden. Umfragen zeigen darüber hinaus immer wieder, dass Besucherinnen und Besucher besonderen Wert auf Gartengestaltung und Landschaftsarchitektur, Ideen für zu Hause und fachlichen Austausch, vegetative Highlights und Nachhaltigkeit legen.  Eine enge Zusammenarbeit mit den grünen Verbänden, dem Gartenbau und der LAGL (Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege) ist daher besonders wichtig.

Claudia Koch: Bei Großprojekten, wie einer Landesgartenschau weht der Wind auch mal stramm von vorne und es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Aber egal wie schwer es zwischendurch auch ist, man sollte sich nie entmutigen lassen und die Zähne zusammenbeißen, denn am Ende freuen sich alle über das Ergebnis und feiern ihre Stadt.

Am 15. Oktober endet die Landesgartenschau. Was wünschen Sie sich für die letzten Wochen und was passiert nach Abschluss mit den Flächen der Landesgartenschau?

Claudia Koch: Der Spätsommer und frühe Herbst sind bei uns in jedem Fall nochmal einen Reise wert. Insbesondere die Königin des Spätsommers: die Dahlie wird die Besucher mit spektakulären Farben und Formen begeistern. Für einen farbenfrohen Abschied im Herbst haben wir im Sommer extra nochmal Blühstreifen gepflanzt, die die Besucher überraschen und erfreuen werden. Mit einer Licht- und Lasershow gibt es die letzten zehn Tage einen fulminanten Schlussakkord, der die Besucher überraschen und den Park nochmal von einer ganz anderen Seite zeigen wird.

Jan Sommer: Wir wünschen uns weiterhin viele, für die grünen Themen aufgeschlossene Besucherinnen und Besucher. Wir wünschen uns bereichernde Gespräche mit unseren Partnern. Wir wünschen uns fröhliche Feste und gutes Wetter. Wenn unsere Wünsche dann bis zum 15. Oktober erfüllt wurden, beginnt der Umbau für die Daueranlage, die meisten Flächen werden öffentlich zugänglich gemacht. Wir werden Ideen und Konzepte für die nächsten Jahre mitentwickeln, bevor die Stadt dann das Zepter übernimmt. Sicher wird es auch nach der Gartenschau viele Gründe geben den Remtergarten, den Weserbogen, die Weserscholle und -promenade oder die Wallanlagen zu besuchen.

 

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